Olfen, Nordkirchen und Lüdinghausen haben eines gemeinsam. Die Nachbarorte im westlichen Münsterland sind mit rund 200 Einwohnern pro Quadratkilometer etwa gleich dünn besiedelt. Hier fahren keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr, weil es sich für die Betreiber aus finanziellen Gründen nicht lohnt. Das Auto ist deshalb ein unverzichtbares Fortbewegungsmittel geworden. Wer keines hat, ist aufgeschmissen.
Um jedoch allen Bürgern eine gewisse Grundmobilität zu gewährleisten, gründeten sich in Olfen und Umland Bürgerbusvereine. Das sind Zusammenschlüsse von Ehrenamtlichen, die mit ihren Kleinbussen für viele Menschen die einzige Möglichkeit bieten vom Land in die Stadt zu kommen. Vor allem Schüler und ältere oder kranke Menschen sind auf den Bürgerbus angewiesen. Für kleines Geld fährt er sie zum Beispiel zum Arzt, zum Supermarkt oder zur Doppelkopfrunde im Nachbarort.
Bis vor Kurzem hatte das Bürgerbus-System allerdings einen Haken. Die Olfener Busse fuhren nur stündlich und außerdem im starren Linienverkehr von Haltestelle zu Haltestelle. Für viele Menschen war das ein Problem, weil die Haltestellen entweder zu weit von ihrer Haustür entfernt lagen oder die Busse nicht zu den Zeiten fuhren, zu denen sie eine Fahrt brauchten. Daher blieb der Bus in der Vergangenheit immer öfter leer, was zu Enttäuschung bei Olfens ehrenamtlichen Busfahrern führte.
App dafür.
Josef Himmelmann, Bürgermeister der Gemeinde, nahm sich dem Problem zusammen mit IT-Profi Melados an. Im Zuge der Regionale 2016, einem Strukturförderungsprogramm für das westliche Münsterland, konzipierten sie gemeinsam mit App-Entwickler BlueBizz eine Lösung.
Das Trio entwickelte ein Konzept zur individuellen Fahrgastbeförderung. Für das Pilotprojekt wurde ein Bürgerbus mit einem iPad und einer extra dafür entwickelten Software ausgestattet. Wer jetzt mit dem Bus fahren möchte, ruft einfach mindestens eine Stunde vor Fahrtwunsch in der Mobilitätszentrale an und nennt seine Start- und Ziel-Adresse sowie die gewünschte Abfahrtszeit. Die Zentrale leitet den Auftrag elektronisch an das iPad des Busfahrers weiter und eine App berechnet automatisch Route und Zeitplanung des Busfahrers. Laut Bürgermeister Josef Himmelmann geht es darum die Fahrgäste möglichst schnell an ihren Zielort zu bringen und nicht, wie im Linienverkehr, noch möglichst viele andere Haltestellen anzusteuern. Neu ist auch, dass der Bürgerbus mit einer Sondergenehmigung des Landes Nordrhein-Westphalen seine Fahrgäste von Haustür zu Haltestelle oder von Haltestelle bis zur Haustür fährt.
Sogar in den Schulbussen wurden rechts neben den Lenkrädern iPads installiert. Nachmittags werden die Schüler jetzt auf bedarfsorientierten Routen nach Hause gefahren. Olfens Schüler müssen allerdings nicht alle bei der Mobilitätszentrale anrufen. Die Busfahrer holen sie zum Schulschluss ab und die Schüler teilen der App beim Einsteigen mit wo sie aussteigen möchten. Dafür halten sie nur ihre „Olfen-Card“ vor einen Scanner, der mit dem iPad verbunden ist. Die RFID-Karte übermittelt dann Name und Wohnort des Schülers an die Software, welche dann die schnellste und kürzeste Route berechnet.
Herr Bäcker, Geschäftsführer der Melados Computer GmbH, freut sich über das gelungene Projekt. „Dadurch, dass der Bürgerbus nun bedarfsgesteuert fährt, wurde eine enorme Effizienzsteigerung erzielt“. Während für den Schulbusbetrieb vor der technischen Neuentwicklung täglich noch 3 Busse 42,7 km in 88 Minuten zurücklegten, fahren dank iPad und intelligenter App jetzt nur noch 2 Busse 24,3 km in 41 Minuten. Das spart Zeit und Geld und ist ganz nebenbei auch noch umweltschonend.